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Lenkung durch Signalisation und Kommunikation

Inhalt

Intro

Signalisation ist ein wichtiges Element, um Mountainbikenden und andere Trail User zu lenken und zu sensibilisieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gut umgesetzte Signalisation zu einem massiv besserem Trail Erlebnis führen kann. Doch was muss alles berücksichtigt werden? Wie sieht gute Signalisation aus und welche Beispiele gibt es? Antworten darauf erhältst du in diesem Beitrag.

Es gibt diese kleine Anekdote: «Wenn Mountainbiker die Wahl haben, zwischen dem rot markierten Mountainbike Weg und dem gelb markierten Wanderweg, dann wählen sie den Wanderweg. Dieser mache mehr Spass zum Biken als der Wanderweg.» Selbstverständlich ist das überzeichnet, es zeigt aber auch, wie wichtig eine attraktive Infrastruktur ist und wie die Menschen dann doch auf Signalisation schauen.

Du erfährst in diesem Beitrag, warum Signalisation notwendig ist und welche Zwecke sie erfüllen kann. Wir zeigen dir ausserdem, aus welchen Elementen erfolgreiche Signalisation besteht und wie die Signalisation in das ganze Erlebnis eingebunden werden kann. Das alles wird dargelegt mit Best Practice Beispielen. Schliesslich zeigen wir dir, wie Bikeplan auch dich und deine Region bzw. Destination im Bereich Signalisation unterstützen kann.

Aus was besteht Signalisation?

Der offensichtlichste Teil der Signalisation sind die Wegweiser, die die Richtung weisen. Beim Wandern enthalten die Wegweiser oft auch Hinweise zu Zwischenzielen, Etappenorten und zur Gehzeit um diese zu erreichen. Ausserdem wird auf Wanderwegweisern oft auch die Schwierigkeit des Abschnitts angegeben. Zusätzlich zu diesen «Technischen Routen» gibt es auch «Touristische Routen». Diese Wegweiser mit Routenfeldern zeigen dann auch, dass man auf einer bestimmten Route unterwegs ist – das gilt sowohl beim Mountainbiken als auch beim Wandern, Fahrradfahren oder auch Inlineskaten. Diese Routen sind meistens im Routennetz von SchweizMobil integriert. Zusätzlich zu den Wegweisern gibt es aber auch Wegmarkierungen für Wandern und Mountainbiken. Diese Farbmarkierungen auf Steinen, kleinen Pfosten oder Bäumen zeigen an, dass man weiterhin auf dem richtigen Weg unterwegs ist. Die Farbmarkierungen auf Wanderwegen zeigen ebenfalls auch die Schwierigkeit des Wegs. Für Mountainbike Wege gibt es ebenfalls Farbmarkierungen. Diese sind allerdings weniger geläufig und enthalten keine Informationen zur Schwierigkeit des Wegs.

Es gibt ergänzend dazu auch Standortinformationen (Wo bin ich? Auf welcher Höhe über Meer befinde ich mich?) und seit einigen Jahren gibt es auch sogenannte «Trail Tolerance» Tafeln. Mehr dazu später.

Abgesehen von diesen Informationen kann Signalisation aber auch weitere Hinweise enthalten. Zum Beispiel gibt es Hinweise zu Wildschutzgebieten oder entsprechende Hinweistafeln. Speziell in Regionen der Naherholung hat es beim Trailhead (Start von Bike Trails) oft Informationstafeln mit Verhaltensregeln, Notfallnummern, Sponsoren, einer Karte mit dem eingezeichneten Trail und Möglichkeiten, um für den Unterhalt der Infrastruktur zu spenden.

Auch im Wanderland, Mountainbikeland, Veloland usw. von SchweizMobil werden an zentralen Punkten grosse Übersichtstafeln aufgestellt, die zur Orientierung und Sensibilisierung helfen.

Schliesslich gibt es hin und wieder verschiedene Verbotstafeln, die ebenfalls einer Form der Signalisation darstellen. Auch (temporäre) Wegsperrungen müssen signalisiert werden. Manchmal werrden Wege überschwemmt oder sind wegen eines Felssturzes nicht passierbar. Möglicherweise sind Wege in bestimmten Monaten aufgrund von Alpwirtschaft mit Hirtehunden geschlossen. Oder der Forstbetrieb führt Holzschlag- oder Wegarbeiten durch. Auch dazu später mehr.

Warum Signalisation?

Orientierung

Wegweiser und Hinweistafeln helfen in erster Linie allen Wegnutzenden, sich zu orientierten. Sie weisen einerseits die Richtung und geben auch Bestätigung, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet. Früher waren Wegweiser und Karten die einzigen Orientierungshilfen. Und weil Papierkarten für Ungeübte nicht einfach zu lesen sind, war der Wegweiser immer die letzte Bastion. Heutzutage sind digitale Navigationstools nicht mehr wegzudenken. Smartphone, Smartwatch oder GPS-Gerät zeigen dir heute deinen Standort, den geplanten Weg und zunehmend ermöglichen sie die gleichen Navigationstools wie bei Google Maps. Sind den Wegweiser und weitere Signalisation überhaupt noch notwendig? Wir sind überzeugt: Ja. Nicht nur sind die physischen Elemente viel einfacher nutzbar. Wer schon einmal auf dem Bike unterwegs war und bei jeder Kreuzung sein Smartphone hervorkramen musste, weiss wovon ich rede. Signalisation erfüllt nämlich auch noch weitere Zwecke.

Sensibilisierung

Mit Signalisation werden Wegnutzende auch zu verschiedenen Themen sensibilisiert. Trailtoleranz-Schilder weisen Mountainbikende darauf hin, dass sie Rücksicht auf Zufussgehende nehmen sollten. Gleichzeitig erfahren Wandernde aber auch, dass sie nun mit Zweiradverkehr rechnen müssen. Somit können Überraschungseffekte und Konflikte reduziert werden.

Die Fahrverbotstafel hat den gleichen Effekt in die andere Richtung. Es gibt einige wenige Kantone, wo das Mountainbiken auf Trails höchstens eine Grauzone ist, aber dennoch mehrheitlich akzeptiert. Werden jetzt aber Fahrverbotstafeln aufgestellt, wird die gesetzliche Grundlage offensichtlich. Wandernde reagieren dann verständlicherweise oft abweisender, wenn sie von Bikern überholt werden. Das Gesetz ist nun viel expliziter und der Konflikt eigentlich grösser als zuvor. Hier besteht in manchen Kantonen eine Diskrepanz zwischen alten Gesetzen und aktueller Nutzung, die in unbedingt angepasst werden muss.

Signalisation kann aber auch bezgl. Umwelt sensibilisieren. Wir haben vor einigen Jahren ein Projekt in Zermatt umgesetzt: Ein Weg führte durch ein sehr sensibles Birkhuhn Habitat. Fahrverbote brachten keine Besserung. Wir haben uns gemeinsam mit der Gemeinde dafür entschieden, die Biker (und Wandernden) zu informieren, weshalb man dort nicht durchfahren sollte und weshalb Wandernde den Weg nicht verlassen sollten. Die Kampagne hat gewirkt und mittlerweile wird der Weg kaum mehr befahren.

Trail Rules

Trail Rules sind Verhaltensregeln für Mountainbikerinnen und Mountainbiker. Trail Rules sind vergleichbar mit den FIS Regeln zur Benützung von Skipisten.

Fast jede Region, Destination oder Trail in der Naherholung hat eigene Trail Rules, die aber im Grundsatz immer das Gleiche aussagen: Fahr entsprechend deinem Fahrkönnen, nimm Rücksicht auf andere und auf die Umwelt, Zufussgehende haben Vortritt, sei gut ausgerüstet und informiert, etc. Auch wenn wir die Einhaltung dieser Regeln als selbstverständlich betrachtet, ist es hilfreich, diese an verschiedenen Touch Points (Trailhead, Zentrale Orte, Online) zu kommunizieren und so sowohl Biker als Wandernde zu sensibilisieren.

User Experience

Signalisation ist Teil des Gästeerlebnis. Schlecht ausgeschilderte Wege können zu frustrierten Gästen führen. Für uns beginnt die Signalisation aber schon viel früher, nämlich bei der Tourenplanung. Alle Wegnutzenden sollten bereits bei der Tourenplanung über mögliche Einschränkungen hingewiesen werden. Es sollte unbedingt verhindert werden, dass Mountainbiker ihre Tour planen um dann, nachdem sie 1’500Hm hochgetrampelt sind, vor einem Fahrverbot stehen. Mit grösster Wahrscheinlichkeit werden sie den Weg dennoch befahren. Wenn sie die Informationen aber frühzeitig erhalten, können sie ihre Planung entsprechend anpassen. Informationen über das Wegenetz sollten deshalb online und an zentralen Orten, vorhanden sein. Zentrale Orte können ÖV-Stationen sein, Bergbahnen (unten, nicht erst oben!), Touristen-Information, Trailhead und so weiter.

Vorgaben Signalisation

In der Schweiz gibt es eine Norm für Signalisation von Wanderwegen und Mountainbike Infrastruktur und weitere Formen des Langsamverkehrs (VSS Norm Signalisation Langsamverkehr). Diese definiert Farben, Grössen und Inhalte von Wegweisen und Standorten. Sie definiert auch die Formen der Farbmarkierungen und die Schwierigkeitsskala auf Wanderwegen. Es gibt zudem Vorgaben über Position und Darstellung der Routenfelder. Nach dieser Norm werden Mountainbike Routen signalisiert. Mountainbike Pisten werden nach den Empfehlungen von BFU und SchweizMobil markiert. Die Norm ist für die Vollzugsbehörden verbindlich und stützt sich auf die Signalisationsverordnung (und somit das Strassenverkehrsgesetz) sowie das Bundesgesetz über Fuss- und Wanderwege.

Für die Markierung von Schutzgebieten ist das BAFU verantwortlich. Dafür gibt es seit 2016 ein einheitliches System. In manchen Kantonen werden auch Grenzzeichen gesetzt. Auf der roten Seite der Markierung ist das Betreten und Befahren verboten, auf der gelben Seite ist es erlaubt. Es gibt auch noch weitere Fachdokumentationen und Vollzugshilfen. Eine davon ist die Vollzugshilfe Herdenschutz, die ebenfalls entsprechende Signalisationen vorgibt. Weitere fürs Mountainbiken genormte Signalisation gibt es nach unserem Wissen nicht.

Bis national entsprechende Vorschläge ausgearbeitet werden, können wir unsere Kunden aber mit eigens entwickelter Signaletik unterstützen. So entwickelten wir für die Bikeregion Pfyn-Finges ein Set von Hinweistafeln zu folgenden Themen: Rücksicht, Absturzgefahr, Langsam fahren, zeitliche Beschränkung, Schutz von Flora und Fauna sowie dem Hinweis, dass Wandernde auf der linken und Biker auf der rechten Seite der Forststrasse fahren sollen.

Hinsichtlich einer Harmonisierung der Kommunikationsmittel begrüssen wir auch den im Juni 2022 publizierten Mountainbike Kodex, herausgegeben von SchweizMobil, IMBA Schweiz, bfu, Suva und den Schweizer Wanderwegen. Dieser modulare Kodex ermöglicht eine einheitliche Design- und Inhaltregelung auf Basis von 6 Hauptthemen. Gleichzeitig erlaubt er regionale Anpassungen innerhalb der Hauptthemen, so dass man die wichtigsten Regeln kommunizieren kann. Beispielsweise macht es nur in Gebieten mit Viehbewirtschaftung Sinn, auf das Schliessen von Weidezäunen hinzuweisen.

Wir sehen aber noch eine Lücke im Bereich Signalisation. Diese Lücke besteht insbesondere bei der Sensibilisierung gegenüber Umweltthemen. Wir würden es grundsätzlich begrüssen, wenn die nationalen Stellen dazu entsprechende Hilfen (Vollzugshilfen, Normen) schaffen würden, um den Wildwuchs an Informationstafeln zu lichten. Eine Standardisierung macht die Umsetzung von Signalisation wesentlich einfacher und günstiger. Vor allem aber hilft sie den Gästen, sich schnell zu orientieren. Einheitliche Spezialtafeln sind besser verständlich. Gleichzeitig schreibt sie Regionen manchmal auch gewisse Sprach- und Designregelungen vor. Das kann dazu führen, dass die Signalisation nicht der regionalen Identität entspricht. Hier empfehlen wir ein vorsichtiges Abwägen der Bedürfnisse und manchmal einen Mischansatz zu fahren.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Mountainbike Piste «Gempen Nord Trail», die von Trailnet Region Nordwestschweiz betreut wird. Die Signalisation auf der gesamten Route (Zufahrt ab ÖV und Abfahrtspiste) entspricht dem nationalen Standard gem. SVV-Norm und SchweizMobil. Hingegen wurde die Infotafel im Corporate Design von Trailnet Nordwestschweiz gestaltet. Bei der nächsten Überarbeitung wird dann aber der neue nationale Kodex implementiert.

Wie kann Bikeplan euch im Thema Signalisation unterstützen?

Signalisationsplanung

Bikeplan unterstützt Regionen von der Planung bis zur Implementierung von Signalisationsmassnahmen. Unsere Trail Manager Plattform erlaubt es uns, direkt im Gelände Standorte für Signalisation zu erfassen und direkt am Smartphone zu definieren, welche Schilder mit welchen Informationen und welcher Befestigung erstellt werden müssen. Auf Wunsch erfassen wir auch reine Farbmarkierungen. Dabei erfassen wir den Standort auch photographisch und zeichnen bei Bedarf die konkrete Richtung der Wegweiser direkt im Bild ein. Dabei greifen wir auf die oben beschrieben Normen zurück und ergänzen wo nötig mit unseren eigenen Entwicklungen.

Aus dieser Felderfassung kann im Anschluss direkt ein Bestellformular erstellt werden. Mit dieser Stückliste können die Hersteller der Signalisationsschilder schnell und einfach die Herstellungskosten berechnen und die Schilder produzieren.

Sobald die Schilder produziert sind, werden sie meistens von Mitarbeitenden der Gemeinde oder Forstbetrieb montiert. Wir stellen entweder eine digitale Karte am Smartphone oder automatisch generierte Objektblätter zur Verfügung, damit die Tafeln schnell und korrekt montiert werden können. Weil wir die Befestigungsart (Schrauben, Klemmen, usw.) ebenfalls bereits erfasst haben, weiss die montierende Person, welche Ausrüstung dabei sein muss.

InfoPoints

Für die InfoPoints beraten wir euch bzgl. Gestaltung und Inhalt der Tafeln und zeigen verschiedene Best Practice Beispiele. Ihr könnt die Tafeln dann von eurem Hausgrafiker gestalten lassen oder wir übernehmen auch das gerne für euch – auf Grundlage der Vorschläge von SchweizMobil oder auch entsprechend der regionalen Identität.

Inoffizielle Informationsschilder – Spezialschilder

Auf Wunsch stellen wir gerne unsere weiteren Sensibilisierungstafeln zur Verfügung oder erstellen spezifische Schulder für eure Bedürfnisse. Sobald hier eine Harmonisierung stattfindet, werden wir vermehrt auf die nationalen Standards zurückgreifen.

Online Kommunikation

Auch wenn die Online-Kommunikation nicht direkt eine Signalisation darstellt, ist sie immens wichtig und sollte mit der Signaletik übereinstimmen. Wir betreuen euch beim Aufbau entsprechender Tools, damit beispielsweise Wegsperrungen online und im Gelände kommuniziert werden können.

Fazit

Signalisation ist ein enorm wichtiges Thema, das viele Konflikte im Keim angehen kann. Signalisation beschränkt sich aber nicht nur auf die Platzierung von Wegweisern im Gelände, sondern umfasst auch Sensibilisierungsmassnahmen und Online-Kommunikation. Wir empfehlen, diese Informationen stets abzugleichen, so dass keine Wegnutzenden böse Überraschungen erfahren und die gewollte Nutzerlenkung funktionieren kann. Nutzerlenkung funktioniert übrigens auch über sogenannte Nudges. Mehr dazu im Blogbeitrag über den Flughafen Schiphol in Amsterdam.

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