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Was Trails mit den Fliegen am Flughafen Amsterdam gemeinsam haben

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Intro

Wir wissen, dass wir Mountainbiker und andere Erholungssuchende in der Natur ein stückweit lenken müssen, um ein schönes Miteinander zu erreichen. Wir wissen auch, dass Verbote meistens ein denkbar schlechtes Mittel dazu sind. Deshalb greifen wir im Trail Design auf Methoden der Verhaltenspsychologie zurück, um Menschen zu leiten.

Menschen lassen sich oft und gerne unbewusst lenken. Wir übernehmen Standard-Einstellungen am Smartphone, obwohl wir ganz vieles individualisieren können. Wir folgen mehrheitlich den Vorschlägen in Bezug auf Altersvorsorge und Versicherung. Und wenn wir erst einmal eine Entscheidung getroffen haben, wie wir unsere Ersparnisse investieren, ändern wir das selten.

Menschen treffen nicht immer die Entscheidungen, die langfristig am besten für sie sind.

aus: Nudge, Thaler/Sunstein

Ich unterstelle uns Menschen, dass wir zu faul sind, jede einzelne Einstellung am Smartphone anzupassen, unsere Altersvorsorge regelmässig zu prüfen und unsere Aktienfonds anzupassen. Das ist menschlich. Aber manchmal braucht es einen kleinen Schubser (zu Englisch «Nudge»), dass wir uns für diejenige Option entscheiden, die für uns oder die Gesellschaft am besten ist. Gleichzeitig wollen wir aber auch nicht bevormundet werden. Fachleute nennen diese Denkweise «libertären Paternalismus» – die Menschen zu lenken, ohne ihnen die Entscheidungsfreiheit zu nehmen. (Mehr dazu im Buch Thaler & Sunstein, 2009; Nudge: Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness).

Fliegen in Amsterdam Schiphol

Vor einigen Jahren wurde der Flughafen Amsterdam Schiphol ausgebaut. Überall wurde versucht, Bau- und Unterhaltskosten zu sparen. Dabei wurden ebenfalls Nudges angewendet. Zum Beispiel ist die Treffsicherheit von «Stehpinklern» offenbar sehr klein. Das führt zu einem grossen Aufwand bei der Reinigung von Herrentoiletten. Kann man die Trefferquote erhöhen, so kann (bei über 70 Millionen Besuchern jährlich) der Reinigungsaufwand deutlich reduziert werden. Man kam auf die Idee, das Bild einer Fliege in jedes Urinoir zu kleben – und so die Herren von Welt zu besserer Treffsicherheit zu motivieren. Und siehe da: Das hat funktioniert und die Reinigungsaufwände konnten reduziert werden – ohne jegliche Vorschrift oder Vorgabe.

Was hat das mit Mountainbike Trails zu tun?

Auf guten Mountainbike Trails sind ebenfalls solche Fliegen, solche Nudges vorhanden. Und zwar haufenweise. Wir haben festgestellt, dass sich Mountainbikerinnen und Mountainbiker viel besser über solche Schubser lenken lassen als durch Vorgaben und Verbote. Die offensichtlichsten Schubser sind Infotafeln und die «Koexistenz-Schilder»: Achtung, diesen Weg nutzen Wandernde und Mountainbikende gemeinsam». Das funktioniert, ist aber in Kombination mit weiteren Massnahmen noch viel effektiver.

Stellt euch einen übersichtlichen Trail ohne Kurven und einer stetigen Neigung von rund 8% vor: Was machen Mountainbiker? Natürlich, fast alle werden die Bremsen loslassen und runter donnern. Man sieht alles, erwartet keine Überraschungen und vergisst das Koexistenz-Schild. Kurz vor der Kurve wird dann gebremst, der Weg erodiert und die Wanderer hinter der Kurve erschrecken. Wie umgehen wir das? In dem wir künstliche kleine Kurven und Wegverengungen installieren, die aber völlig natürlich und zufällig vorhanden aussehen. Grosse Steine, Holzhaufen und dergleichen bieten sich an.

Bei den Einstiegen zu Trails planen wir oft sogenannte «Filter Feature». Es geht dabei darum, ganz zu Beginn ein Element zu gestalten, das den schwersten Elementen auf dem ganzen Trail entspricht. So merken Novizen bereits zu Beginn, dass ein solcher Trail (noch) nichts für sie ist und nicht erst in der Mitte, wenn sie womöglich nicht mehr weiterkommen.

 

Wenn wir verhindern wollen, dass der Weg von Mountainbikes befahren wird, planen wir speziell am Anfang des Weges Elemente ein, die den Fahrspass deutlich hindern – Steine, die in die falsche Richtung schauen zum Beispiel. Vorausgesetzt es gibt Alternativen, verzichten viele Mountainbiker dann freiwillig, solche Routen zu befahren.

Fazit

Mit solchen kleinen Massnahmen schaffen wir es, dass Koexistenz besser funktioniert und die Unterhaltskosten auf den Trails drastisch reduziert werden. Ausserdem bedeuten viele dieser Nudges auch mehr Fahrspass für die Mountainbiker. So optimiert ihr den Erholungswert eurer Region nicht nur für Wandernde, sondern auch für alle auf dem Mountainbike. Gleichzeitig optimiert ihr auch die wirtschaftliche Seite durch weniger Aufwand im Trailunterhalt sowie die ökologische, weil der Trail weniger erodiert.

 

Es gibt viele weitere Beispiele, wie man unterschiedliche Trail User über sogenannte Nudges besser lenken kann. Gerne helfen wir euch dabei, die Wege in eurer Region durch solche Schubser statt durch Verbote zu optimieren.

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